70 Jahre Goethe-Schule galt es zu feiern. Der 1954 eingeweihte Bau zwischen Schulstraße und Stauffenbergstraße wurde in den sieben Jahrzehnten von rund 10.000 Schülerinnen und Schüler besucht. War die Goethe-Schule anfangs eine reine Knabenvolksschule, so wurde sie mit Inkrafttreten des Schulgesetzes von 1968 zur Grundschule und damit die Geschlechtertrennung aufgehoben.
Das Stadtarchiv hatte beim Schulfest der Goethe-Schule zahlreiche Klassenfotos aus den sieben Jahrzehnten ausgestellt – soweit diese dem Archiv vorliegen, denn im Gegensatz zu den schulischen Unterlagen wie Zeugnissen, Klassenbücher und Lehrerkonferenzbücher handelt es sich bei Klassenfotos um Sammelgut. Wer also möchte, dass sein Klassenfoto dauerhaft archiviert wird, kann dieses gerne einscannen und an archiv@lahnstein mailen. Die Fotos dokumentieren zugleich die Klassengröße, die im Schuljahr 1955/56 noch bei bis zu 47 Schülern lag und somit fast doppelt so hoch war wie die heute vorgeschriebene Klassenmesszahl.
Auch Fotos des Lehrerkollegiums aus verschiedenen Jahrzehnten wurden ausgestellt, hier mit den Namen der Lehrerinnen und Lehrer. Die Dienstzeiten von 142 alphabetisch aufgeführten Lehrkräften vermitteln einen guten Eindruck der Fluktuation. Manche Lehrkräfte blieben mehr als drei Jahrzehnte bis zum Ruhestand. Besonders in Erinnerung bleiben diejenigen, die den Schulchor, das Schulorchester oder auch die Schach-AG über Jahrzehnte leiteten und damit klassenübergreifend viele Schülerinnen und Schüler unterrichteten.
Geprägt wurde die Schule in den 70 Jahren auch von fünf Rektoren: Joseph Bodmann, Heinrich Gerharz, Heinz-Peter Koulen, Alexander Baukloh und heute Marius Klein. Sie standen in besonderer Verantwortung nicht nur für die Schüler, sondern auch mit Schulsekretärin und Hausmeister für die Organisation und den reibungslosen Ablauf der zahlreichen schulischen Veranstaltungen, wie Adventsbasare, Schulfeste und Schulaufführungen.
Der Förderverein, 1985 gegründet, unterstützte die Schule bei ihren Aufgaben und Festen immer wieder – nicht nur finanziell.
Die Ausstellung des Archivs förderte auch Weiteres zu Tage: So wurden zum „Tag des Baumes“ 1987 die zwei Bäume gesetzt, die heute den Schulmensa-Neubau umrahmen. Karl Pott, Vater des heutigen Inhabers Michael Pott von „Foto-Pott“ in Lahnstein, hatte 1953/54 den Werdegang des Schulneubaus von der Grundsteinlegung bis zur Einweihung 1954 als Stummfilm festgehalten. Dieser war ebenfalls beim Schulfest zu sehen. Der digitalisierte Film bleibt dauerhaft im Stadtarchiv für die Nachwelt erhalten, genauso wie die umfangreiche Schulchronik, Statistiken und Abschlusszeugnisse aller Grund- und Volksschüler. Die Zeugnisse sind nur für die Betroffenen einsehbar, die anderen Unterlagen unterliegen Sperrfristen von 30 und 60 Jahren. Pressemappen sind ohne Frist einsehbar.
Zum Schulfest hatten Stadtarchivar Bernd Geil und Hausmeister Reinhold Margeit Schulbänke aus vier Generationen aufgestellt. Während die ältesten Schulbänke mit integrierten Tischen einschließlich Tintenfässchen aus Porzellan aus der „Vor-Goethe-Schulzeit“, also aus den 1930er bis 1940er Jahren, stammten, hatten die anderen Holzmöbel die Schüler in den 1950er bis 1960er Jahren und aus den 1970er bis 1990er Jahren aufsitzen lassen – dazu der Vergleich zu den Kunststoffmöbeln von heute. Auch Schulbücher, vor allem Fibeln aus sieben Jahrzehnten, konnten eingesehen werden.
Viele übten sich an der Sütterlin-Schrift, die 1941 von der heutigen Schrift abgelöst wurde. Einige Besucher erzählten, dass ihre Lehrer noch in den 1950er und 1960er Jahren mit ihnen diese Schrift zusätzlich übten, damit sie die handschriftlichen Texte ihrer Eltern und Großeltern entziffern und lesen konnten.
Unter den zahlreichen Besuchern, die die historische Schulklasse besuchten, gehörten ehemalige Lehrerinnen wie Gisela Rothenbücher und Bettina Kemp, aber auch die ehemalige Rektoren Werner Valler von der Schillerschule und Marlene Berger von der Grundschule Friedrichssegen.
Wer die Ausstellung verpasst hat, kann die Schautafeln im Foyer des Stadtarchivs, Kaiserplatz 1, auch außerhalb der Öffnungszeiten des Stadtarchivs montags bis freitags ansehen