Mit Technologie zur Geschichte: Rekonstruktion der St. Barbara Kirche

Pascal Nicolas hat ein beeindruckendes Projekt abgeschlossen: die digitale Rekonstruktion der historischen St. Barbara Kirche, die einst auf dem heutigen Kirchplatz stand. Mit viel Hingabe und Einsatz hat er das Bauwerk für die Nachwelt wieder zum Leben erweckt, unterstützt von seinem Chef Bernd Krinninger, Inhaber von Heimbach Bedachungen. „Ich fahre oft am Kirchplatz in Niederlahnstein vorbei und fragte mich immer wieder, wie die Kirche dort ausgesehen haben muss“, erzählt Nicolas. Um eine akkurate virtuelle Nachbildung des Gebäudes zu erstellen, nutzte er Aufzeichnungen aus dem Stadtarchiv Lahnstein, darunter Brandkataster mit Maßangaben, alte Bilder und Pläne.

Das Herzstück des Projekts ist ein beeindruckender 3D-Druck, der aus 15 Einzelteilen besteht, die zusammengesetzt wurden. Die reine Druckzeit betrug 219 Stunden und 20 Minuten. Dieser detaillierte 3D-Druck wurde von Nicolas an das Stadtarchiv überreicht, wo er als wertvolles Dokument der regionalen Geschichte dienen wird.

Die Herausforderung war groß, denn Nicolas musste auf moderne Vermessungsmethoden verzichten, die vor Ort aufgrund des Abrisses des Gebäudes nicht mehr möglich waren. Dennoch gelang es ihm, die neugotische Kirche, die zwischen 1888 und 1889 aus der barocken St. Barbarakapelle gestaltet wurde, detailgetreu nachzubilden. Der damalige Umbau der Kapelle wurde nötig, nachdem sich die Bevölkerung von Niederlahnstein innerhalb von nur 50 Jahren auf etwa 3.000 Einwohner verdoppelte. Die neue Kirche, die am 29. August 1889 vom Bischof eingeweiht wurde, bot 1.100 Sitzplätze – 300 mehr als der Altbau, jedoch immer noch zu wenig für den sonntäglichen Gottesdienstbesuch.

Das Modell (Fotos: Mira Bind / Stadtverwaltung Lahnstein)

Doch die Kirche hatte mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen. Ihre Einstufung als Verkehrshindernis und die Befürchtungen hinsichtlich ihrer Baufälligkeit führten letztlich zum Abriss. Tragischerweise wurde während der Christmette 1936 Johann Degen durch einen vom Gewölbe fallenden Stein schwer verletzt, was die Diskussion um den Abbau des Gebäudes weiter anheizte.

Mit dem Bau der Garnison in Niederlahnstein, die 1938 begann, wurde der Plan für einen Neubau genehmigt. Architekt Martin Weber aus Nievern erhielt den Auftrag und der Grundstein wurde am 23. Januar 1938 gelegt. Gleichzeitig begann der Abbruch der alten Kirche, wobei Materialien wie der rote Sandstein der Pfeiler und Gewölberippen für den Neubau wiederverwendet werden sollten. Der Neubau wurde am 18. Dezember 1938 eingeweiht, doch schon am 2. Weihnachtstag 1944 wurde fast das gesamte Inventar des Gotteshauses bei einem Luftangriff zerstört.

Pascal Nicolas Engagement für die digitale Rekonstruktion der alten Kirche ist nicht nur eine Hommage an die Geschichte Lahnsteins, sondern auch ein Zeichen für die Wichtigkeit der Bewahrung von Erbe und Tradition. Sein Projekt verbindet moderne Technologie mit historischer Handwerkskunst und setzt ein deutliches Zeichen für die Wertschätzung des kulturellen Erbes in der Region. „Ich freue mich sehr über die Spende dieses großartigen Bauwerks“, so Stadtarchivar Bernd Geil. „Die Rekonstruktion der alten Kirche wird nicht nur die Erinnerung an das historische Bauwerk wachhalten, sondern auch den Bürgern Lahnsteins die Möglichkeit bieten, mehr über die Vergangenheit ihrer Stadt zu erfahren.“