Unter den 18 Ehrenbürgern, die die Städte Ober- und Niederlahnstein seit 1899 mit diesem Titel gewürdigt haben, befindet sich auch der Geistliche Rat und Studienrat Josef Jung. Lahnsteiner Bürger erinnern sich noch an den 1974 verstorbenen Priester als Seelsorger im St.-Elisabeth-Krankenhaus und als Studienrat und Religionslehrer am Gymnasium.
Geboren wurde Josef Jung am 10. Februar 1888 in Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie wurde er mit gerade mal 23 Jahren am 17. März 1911 im Dom zu Limburg zum Priester geweiht. Den jungen Kaplan führte die seelsorgerische Tätigkeit in die Pfarreien Hochheim am Main und Frankfurt-Niederrad. Aufgrund seiner hohen Begabung beurlaubte ihn der Bischof von Limburg zum philosophischen Studium, das er an der Universität Bonn begann. Im Juli 1914 bestand Josef Jung das Staatsexamen und erhielt die Lehrbefähigung für Religion, Französisch und Hebräisch. Anschließend wirkte er als Kaplan in Weilburg, als Subregens in Hadamar und als Pfarrverwalter in Kronberg. Am 15. April 1915 trat er in den höheren Schuldienst ein und verbrachte das erste Vorbereitungsjahr an einer Schule in Frankfurt, das zweite Jahr am Gymnasium in Oberlahnstein, wo er am 1. April 1917 zum Studienrat ernannt wurde.
Wie sehr er das Vertrauen der Schulbehörde genoss, beweist die mehrfache Berufung zum stellvertretenden Direktor des Gymnasiums. Vom 1. April 1930 hatte er für mehr als ein Jahr die Leitung der Schule, ebenso 1945/46. Damals, kurz nach Kriegsende, hatte er die schwere Aufgabe, den Unterricht wiedereinzurichten, für den nur durch Zusammenarbeit des Schulleiters mit Stadtverwaltung und Stadtrat notdürftige Unterkünfte und Lehrmittel beschafft werden konnten. Noch ein drittes Mal wurde er im August 1949 zum Leiter der Schule berufen. Studienrat Jung ist zu verdanken, dass das damals städtische Gymnasium in Oberlahnstein nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten blieb. Obwohl er im Juni 1953 in Ruhestand trat, blieb er dem Gymnasium noch bis Ostern 1955 als Religionslehrer erhalten.
Am Städtischen Krankenhaus (heutiges St. Elisabeth-Krankenhaus) betreute er als Priester von 1916 bis 1962 die Kranken und die Schwestern. Jeder Morgen begann mit einer heiligen Messe und Krankenbesuchen, bevor er sich seinen Schülern widmete. Auch den Rest des Tages wussten die Kranken und Sterbenden um seinen geistlichen Beistand. Auch im Zweiten Weltkrieg entzog er sich nicht seinen Bürgerpflichten. So wirkte er als Luftschutzwart, als zuverlässiger Helfer für alte und behinderte Menschen und bei Fliegeralarm als Hüter von Müttern und ihren Kindern.
Auch politisch betätigte er sich am Stadtgeschehen. So war er von 1919 bis 1924 Mitglied des Stadtrates der Stadt Oberlahnstein.
Die Stadt Oberlahnstein ernannte ihn 1961 zu ihrem Ehrenbürger und würdigte hiermit seine segensreiche seelsorgerische Tätigkeit. Zwei Jahre zuvor wurde er vom Bischof zum Geistlichen Rat ernannt. 1971 konnte Josef Jung sein Diamantenes Priesterjubiläum feiern. Am 17. Oktober 1974 verstarb er in Lahnstein.