Vor 100 Jahren wurde der Schriftsteller Joe Juhnke geboren

Western-, Kriminal- und Horrorromane waren seine Welt – unter eigenem Namen ebenso wie unter zahlreichen Pseudonymen. Joe Juhnke, Autor unzähliger Romane, hätte am 11. April seinen 100. Geburtstag gefeiert. Am 1. September 2016 verstarb er in seiner Heimatstadt Lahnstein.

Geboren wurde Juhnke in Koblenz. Nach einer kaufmännischen Ausbildung wurde er durch den Zweiten Weltkrieg aus dem Alltag gerissen. Als Fallschirmjäger erlitt er drei Verwundungen, bevor er im Oktober 1945 auf Krücken in die Heimat entlassen wurde. Zwei Jahre arbeitete er in einem KFZ-Betrieb in Andernach, wo seine Eltern eine Gaststätte betrieben. In dieser Zeit entdeckte er seine Leidenschaft für das Lesen – besonders fasziniert war er von Cowboy-Abenteuern und Kriminalgeschichten. Eines Tages fasst er den Beschluss, selbst zu schreiben und tippte seinen erste Cowboyroman auf seiner Schreibmaschine. „Der schwarze Steff“ erschien im April 1948 in einem Nürnberger Verlag – ein durchschlagender Erfolg und der Auftakt zu einer beispiellosen Schriftstellerkarriere. Fortan schrieb er für den Leihbuchhandel zwei bis drei Romane im Monat. Als das Arbeitspensum mit seinem kaufmännischen Beruf nicht mehr vereinbar war, entschied er sich ganz für das Schreiben.

1952 zog Juhnke nach Lahnstein-Hohenrhein und fand dort seine zweite berufliche Heimat in der Gastronomie. Ab 1970 führte er den „Franzenhof“ in der Braubacher Straße, ab 1986 einen Imbiss in der Brunnenstraße.

Tagsüber führte er die Gaststätte, nachts schrieb er. Für einen Roman brauchte er nach eigenen Angaben eine Woche bis einen Monat, für ein Groschenheft lediglich drei Tage. Seine Inspiration schöpfte er aus einer riesigen Sammlung an Fachliteratur in seinem Arbeitszimmer. Die Geschichten waren zwar frei erfunden, doch stets mit historischem Hintergrund unterlegt. In einer eigens angelegten Kartei sammelte er neben Kartenmaterial Nordamerikas akribisch Informationen zu berühmten Revolverhelden, Waffen sowie Landschaften mit dem jeweils typischen Pflanzenwuchs.

Nach eigenen Angaben verfasste Joe Juhnke über 1.000 Romane, von denen viele im Kelter-Verlag Hamburg als Nachdrucke erschienen und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Die geschätzte Gesamtauflage liegt bei rund 50 Millionen Exemplaren. Über 300 seiner Bücher und Groschenromane sind heute im Stadtarchiv Lahnstein archiviert – ebenso seine selbstverfassten Lebenserinnerungen.

2014 veröffentlichte Juhnke seine persönlichen Kriegserlebnisse unter dem Titel „Grüne Teufel am Feind“, die seine Zeit als Fallschirmjäger in Italien von 1943 bis 1945 schildern. Auch das Fernsehen widmete ihm wiederholt Beiträge, die Juhnke selbst digitalisierte und dem Archiv übergab – ebenso wie eine Vielzahl historischer Materialien über Industrie, Handwerk und Gewerbe in Lahnstein, die er gemeinsam mit seinem Freund Hans Hamm in den 1990er und 2000er Jahren im Rhein-Lahn-Kurier veröffentlicht hat.

Darüber hinaus sammelte er Bildmaterial zu Alt-Lahnstein – Postkarten, Stiche, Lithografien – sowie zur lokalen Kultur wie den Rhein-Lahn-Nixen, Karnevalsprinzen und der Schützengesellschaft, deren Ehrenmitglied er war. Er bearbeitete dies am Computer und erstellte Themenhefte, die von seiner Liebe zur Heimat zur Heimat zeugen. Zudem unterstützte er stadtgeschichtliche Ausstellungen des Stadtarchivs.

Seinen literarischen Nachlass einschließlich der Themenhefte vermachte er dem Stadtarchiv Lahnstein, wo diese für jeden Interessierten einsehbar sind und die Nachwelt an einen überaus fleißigen Schriftsteller und heimatliebenden Mitbürger erinnern.