„Tschick“ – zwischen Abenteuer und Selbstfindung

Zu Beginn der Sommerferien erlebt der 14-jährige Maik ein Abenteuer, das ihn nicht nur quer durch die deutsche Provinz führt, sondern auch auf eine Reise zu sich selbst.

Frank Eller und Sascha Stegner haben Wolfgang Herrndorfs Kultroman „Tschick“ auf Lahnsteins Theaterbühne gebracht und dabei eine Inszenierung geschaffen, die sowohl zum Schmunzeln als auch zum Nachdenken anregt. Schon zu Beginn der Vorstellung wird klar: Hier geht es um große Themen der Jugend – das Streben nach Freiheit, die Suche nach sich selbst und das Gefühl, zwischen Kindheit und Erwachsensein zu pendeln.

Maik, authentisch gespielt von Fabian Steuber, ist der klassische Außenseiter, dessen Leben von der Abwesenheit seiner Eltern geprägt ist. Statt einer sorglosen Sommerferienzeit findet er sich allein in der Villa mit Pool wieder – und dennoch ist es Tschick, der die Geschichte vorantreibt. Ben Seibel als der rebellische Tschick bringt eine erfrischende Unbekümmertheit und gleichzeitig eine tiefe Verletzlichkeit in die Rolle. Der seltsame Junge mit einem „geliehenen“ Auto und einer unorthodoxen Lebensweise ist für Maik der Anstoß zu einer Entfremdung von der langweiligen Welt der Erwachsenen und dem Übergang in eine Zeit, in der alles möglich scheint.

Das Ensemble, bestehend aus Emilia Ullmann, Tim Eberle, Fabian Steuber und Ben Seibel, brilliert durch seine Wandlungsfähigkeit. Die Darsteller übernehmen mehr als nur eine Rolle, was den Schauspielern eine enorme Vielseitigkeit abverlangt – und diese erfüllen sie mit Bravour.

Das reduzierte Bühnenbild, gestaltet von Marion Durben-Schneider, schafft einen Raum, in dem sich die inneren und äußeren Welten der Figuren spiegeln. Die wenigen Elemente, bestehend aus einem umgekippten Auto, einer Matratze und dem Himmel, reichen aus, um die gesamte Stimmung der Geschichte zu transportieren. Die klare, minimalistische Gestaltung stellt die Mimik und Gestik der Darsteller in den Vordergrund und sorgt so für maximale Wirkung ohne visuelle Ablenkungen. Der Inszenierung gelingt es, den Spagat zwischen Unterhaltung und Tiefgang zu meistern. Es gibt reichlich humorvolle Momente, die das Publikum zum Lachen bringen, aber auch solche, die die Melancholie und die damit verbundene Sehnsucht der Jugend einfangen. Die wechselnden Tempi zwischen humorvollen Szenen und emotionaleren Passagen sorgen dafür, dass die Vorstellung nie einseitig wird.

Die erste Begegnung mit Maik und Tschick auf der Bühne zeigt eindrucksvoll, wie gut Wolfgang Herrndorfs Werk für das Theater adaptiert wurde. Durch die Energie und das Engagement des Ensembles wird der Funke der Freundschaft und des Abenteuers lebendig. Die Inszenierung bietet eine erfrischende Mischung aus Humor, Tiefe und großartigem Schauspiel, die sowohl die Leichtigkeit der Jugend als auch die schwereren Fragen des Erwachsenwerdens perfekt einfängt.