Fastnachtsumzüge in Lahnstein fanden nachweislich bereits 1867 statt: Ein Maskenumzug zog dienstags „met Wage, Roß un Karre“ durch Oberlahnstein bis nach Braubach und kehrte erst gegen Abend nach Oberlahnstein zurück. 1885 wird erstmals von einem recht organisierten Rosenmontagsumzug in Oberlahnstein und von einer Kappenfahrt in Niederlahnstein berichtet. Sie fanden nun unregelmäßig bis 1914 in beiden Lahnstein an Rosenmontag statt. Der Erste Weltkrieg und die darauffolgenden Jahre der Not und politischen Unruhen ließen den Karneval aller Orten in Vergessenheit geraten und waren außerdem durch die Besatzer verboten. 1926 erwachten die karnevalistischen Aktivitäten wieder in Form von Maskenbällen und Preismaskenbällen.
Im Jahr 1935 organisierte die im Jahr zuvor gegründete Karnevalistische Arbeitsgemeinschaft Oberlahnstein erstmals einen Rosenmontagsumzug, der mit immerhin 300 Teilnehmern durch die Straßen der Stadt fuhr. Wie damals Brauch, stellte jede ortsansässige Firma einen Wagen. Der Victoria-Brunnen war beispielsweise mit einem Motiv-Wagen zum Thema „Kurbad in Lahnstein“ im Jahr 2000 dabei. 1935 wie auch in den folgenden Jahren des Dritten Reichs hatten die Vereine mit den politischen Verhältnissen zu kämpfen. Alles musste durch Staats- und Parteistellen genehmigt und abgesegnet werden. „Strömt herbei Ihr Narrenscharen!“ titelte das Lahnsteiner Tageblatt. Prinz Karneval Peter I. (Peter Noll) forderte sein Volk auf, ihm „als treuer Knapp“ zu folgen. „Bring Schellen mit, Humor und frische Narretei, den Werktagsrock zieh aus, setz auf die Narrekapp [...]“.
Zum Umzug gab es ein Programm für zehn Pfennig, das neben der Proklamation seiner Tollität des Prinzen Peter I. den Aufruf der Karnevalistischen Arbeitsgemeinschaft, das Programm der Prinzengarde sowie die Zugordnung mit 93 Nummern aufwies. Ein abtrennbarer Stimmzettel gab jedem die Gelegenheit mitzustimmen, welchem Wagen die drei ausgesetzten Preise zuerkannt werden sollten. Von der Wertung ausgeschlossen war der Prinzenwagen. Den ersten Preis belegte die Gesellschaftliche Vereinigung 1924 mit dem Thema „Lahnsteiner Brutanstalt“. Hier brütete ein großer Storch auf einer Wiege sitzend die Lahnsteiner Narren aus. Hinter dem Wagen marschierten die Karnevalisten als Säuglinge verkleidet.

Außer dem Triumphzug herrschte natürlich an allen drei Tagen und in allen Lokalen Ober- und Niederlahnsteins karnevalistischer Hochbetrieb. Im Inseratenteil wurden Maskenbälle und karnevalistisches Treiben angeboten – zahlreiche Hotels und Gaststätten der damaligen Zeit waren vertreten: TGO im Turnerheim, Kriegerverein Concordia Oberlahnstein im Hotel Weiland, Fidelio im Germaniasaal, Sportverein Niederlahnstein im Nassauer Hof, Kath. Gesellenverein Niederlahnstein im Kath. Gemeindehaus, Hotel Altes Haus, MGV Eintracht Niederlahnstein im Saalbau Strobel, MGV Sängerlust Niederlahnstein im Nassauer Hof, Karnevalistische AG Oberlahnstein im Turnerheim, SC 09 Oberlahnstein im Gasthaus Zur Marksburg Oberlahnstein, Restaurant Rebstock, Gasthaus zum Bahnhof Oberlahnstein, Hotel Rheinschifffahrt Oberlahnstein sowie Café Preußiger Niederlahnstein.
Wie heißt es so schön im Lahnsteiner Tageblatt von 1935: „Die Bevölkerung wird aufgefordert, sich reichlich mit Luftschlangen, Konfetti, Blumen und anderen (nicht harten) Wurfgeschossen zu bewaffnen, um auch mit an der Ausgestaltung des Oberlahnsteiner Rosenmontags beteiligt zu sein. Die ganze Stadt muß ein einheitliches Bild zeigen. Ganz Oberlahnstein muß glänzen und glitzern im Festgewand des Karnevals.“
Im folgenden Jahr gab es erstmals offiziell mit Leni Schwedhelm, verh. Gerntke, eine Lahno-Rhenania an der Seite des Prinzen – lange bevor auch die Koblenzer ihre Confluentia einführten. Nachdem 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, ruhte das karnevalistische Treiben. Erst 1949 wurde wieder ein Prinz gekürt und 1950 rollte schließlich der erste offizielle Rosenmontagsumzug nach dem Krieg durch die Straßen. 1951 entschlossen sich die Verantwortlichen, die Karnevalistische Arbeitsgemeinschaft in Carneval Comité Oberlahnstein (CCO) umzubenennen und erhielten Vereinsstatus.
Einen Kinder- und Jugendumzug gab es in Oberlahnstein bereits 1914, 1962 und 1963. Der erste Lahnsteiner Kinder- und Jugendumzug der „neuen“ Zeitrechnung startete 1992. Er war der erste Umzug überhaupt, der durch ganz Lahnstein zog und findet seither – abgesehen von den Coronajahren 2021 und 2022 – ununterbrochen am Karnevalssamstag statt.
Den Rosenmontagsumzug 1935 in Oberlahnstein nahmen auch die Niederlahnsteiner als Anregung auf, einen eigenen Karnevalszug aufzustellen und so gründeten die Mitglieder der Großen Niederlahnsteiner Karnevalsgesellschaft 1911 einen Karnevalsdienstagszug, die „Kappenfahrt“. Diese fand 1936 erstmals statt, seit 1951 unter der Obhut des NCV. Beiderseits der Lahn schallt es seither „Lohnschde Helau“.