Erinnerungen an den ehemaligen Caterina-Valente-Club Lahnstein: „lahneck boys and girls“ waren Ursprung der Lehner Musikszene

Mit dem Tod der Sängerin und Entertainerin Caterina Valente (1931-2024) werden am Rhein-Lahn-Eck Erinnerungen an die 1950er Jahre wach, als sich auch in Lahnsteiner einer von rund 400 Clubs in Deutschland nach ihrem Idol benannte.

Der Lahnsteiner Fan-Club wurde 1957 gegründet und von Gerd Labonte geleitet. Labonte, der heute mit Frau Elsbeth in Bad Ems lebt, hat zahlreiche Erinnerungen aufbewahrt und mehrere Fotoalben angelegt. Auf eigenen Aufnahmen sind Stars wie Conny Froboess, Freddy Quinn, Camillo Felgen, Bill Ramsey, Vico Torianni, Ted Herold und Kenneth Spencer zu sehen. In den Wirtschaftswunderjahren versprühten sie mit eingedeutschten Melodien Sehnsucht nach der großen weiten Welt, boten jede Menge Spaß und waren zugleich gut tanzbar. Es war die Zeit des Rock`n Roll.

Gerd Labonte und Ottmar Gies blättern gemeinsam mit ihren Ehefrauen in alten Fotoalben, 2024 (Foto: Bernd Geil / Stadtverwaltung Lahnstein)

Für einige dieser Größen des Schaugeschäftes erledigte der Lahnsteiner Club die Autogrammpost. „Caterina Valente Club Lahnstein, Postfach 114“ genügte, um täglich bis zu 200 Briefe zu bekommen, die alle beantwortet wurden. Der Club warb dazu im Speyrer „Hausfreund“, in der „Rhein-Post“ und „Rhein-Zeitung“, aber auch in Fachmagazinen wie „Star-Revue“ oder „Filmstar-Welt“.

Die damals jugendlichen Mitglieder veranstalteten im hiesigem Raum Jugendbälle, Filmabende und Schlagerfestivals, bei denen aus den eigenen Reihen auch die bewunderten Stars imitiert wurden. Wenn sie auftraten, nannten sie sich die „lahneck boys and girls“. Einer von ihnen ist Ottmar „Mecky“ Gies aus Lahnstein. Der heute 83-Jährige, der im Club ebenso wie Labonte seine spätere Frau kennenlernte,  erinnert sich gerne an seine vielen Auftritte als Peter Kraus, an die anderen Live-Sänger des Clubs wie Hedda Hippeli als Conny, an Edeltrud Müller als Heidi Brühl, an Karl-Heinz Schwarz mit dem Ohrwurm „Marina“ und Illo Kagelmann. Einmal war die kleine Rosemarie aus Bingen dabei, später bekannt als Mary Roos.

Plakat von 1987 „Lahnstein steht Kopf – 30 Jahre lahneck boys and girls“, (Foto: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Clublokal des Vereins war das Gasthaus „Vater Rhein“ in den Oberlahnsteiner Rheinanlagen, wo sie sich wöchentlich zum Üben und Feiern trafen. Größere Veranstaltungen führten sie im „Nassauer Hof“ in der Bahnhofstraße und im Turnerheim in der Westallee auf. Auch in Koblenz und Neuwied waren sie bei Schlagerfestivals vertreten. Jahrzehntelange Kontakte bestanden mit einem Tanzclub in Solingen-Gräfrath, die oft auch in Lahnstein zu Gast waren. Am 28. Mai 1960 veranstaltete der Valente Club eine „Lahnsteiner Schlagerparade“ zugunsten der Errichtung des Lahnsteiner Freibads. Die Lahnsteiner Mitglieder beteiligten sich auch bei anderen Vereinen, wie dem CCO, NCV oder der Freiwilligen Feuerwehr. Sie hatten guten Kontakt zur Bundeswehr, deren Manöverbälle sie ausrichteten.

Parallel zum Valente-Club gab es auch den Conny-Club, geleitet von Marlies Ströder. Dieser Club war benannt nach Conny Froboess, die als Teenager-Schwarm einmal im Lahnsteiner „Capitol“ auftrat. Beide Clubs waren bis Mitte der 1960er Jahre aktiv. Dann waren die meisten von ihnen junge Eltern geworden oder steckten tief im Beruf. Mit dem Aufkommen der Beat-Welle gründeten sich neue Bands.

Rückblickend waren die „lahneck boys and girls“ der Ursprung der Lehner Musikszene. Auch in späteren Jahren trafen sie sich immer wieder mit ihren Familien, in den 1980er Jahren mehrmals mit den Solinger Freunden sowohl dort als auch in Weinähr. Letzter Höhepunkt war die 30-Jahr-Feier des Clubs 1987 im Haus Koppelstein sowie im Soldatenheim Horchheim, wo sie die alten Zeiten des Rock´n Roll und ihrer Stars nochmals aufleben ließen.