144 Jahre war der MGV 1881/1904 Niederlahnstein nicht aus dem Kulturleben der Stadt Lahnstein wegzudenken. Jetzt hat der Nachwuchsmangel an aktiven Sängern, die das deutsche Liedgut pflegen, auch ihn getroffen – zu groß ist das Freizeitangebot heute, zu unterschiedlich der Musikgeschmack.
Das Deutsche Kaiserreich bestand gerade zehn Jahre, als sich am 2. Januar 1881 in der Wirtschaft Heinrich Faust in Niederlahnstein 13 Männer trafen und beschlossen, einen Gesangverein mit dem Namen „Eintracht“ zu gründen. Sie wählten den Wahlspruch „Zu jeder Stund, an jedem Ort, das deutsche Liedgut des Sängers Hort“. Gesangvereine gab es damals fast überall, für Niederlahnstein war es der erste weltliche Männerchor. Der Ortslehrer wurde – wie damals üblich – Dirigent, die Fahnenweihe folgte im Jahr darauf. Sein Nachfolger als Dirigent, Lehrer Lewalter, war zugleich Gründer und Bundesvorsitzender des Nassauischen Sängerbundes. Man veranstaltete regelmäßig Konzerte, besuchte Sängerwettstreite und heimste viele Erfolge ein.
1904 gründete sich ein weiterer Gesangverein in Niederlahnstein, der sich den Namen „Sängerlust“ gab. Bis zum Zweiten Weltkrieg existierten beide nebeneinander, hatten viele Auftritte in Niederlahnstein und Umgebung, besuchten zahlreiche auswärtige Sängerfeste und Wettstreitsingen. Besonders erfolgreich war die eigene Durchführung von Gesangwettstreiten in Niederlahnstein anlässlich des 25-jährigen und 50-jährigen Stiftungsfestes, an denen auch überregionale Chöre teilnahmen.
Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg fielen einige Sänger an der Front. Der Zweite Weltkrieg schweißte die verbliebenen Sänger beider Vereine zusammen, auch nachher probte man gemeinsam und beschloss den Zusammenschluss. So wurde am 8. Juni 1946 in der Gastwirtschaft „Zum Schwanen“ der MGV 1881/1904 Niederlahnstein gegründet. Schon bald erreichte der Chor sein altes hohes Niveau.
Konzerte, Wettstreite und zahlreiche große und kleine Auftritte prägten wiederum das Vereinsleben, ergänzt durch Sängerfahrten und Wanderungen, in jüngerer Zeit auch mit den Ehefrauen bis nach Kanada.
1981 wurde dem Verein die Zelterplakette für 100 Jahre Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes durch den Bundespräsidenten verliehen. Damals standen noch rund 60 aktive Sänger auf der Bühne, etwas weniger als in den 1950er Jahren, als fast jeder Männergesangverein über 100 Sänger hatte.
Aber wie die meisten Chöre nahm auch beim MGV 1881/1904 Niederlahnstein die Sängerzahl rapide ab, sodass man 1989 beschloss, mit dem Eisenbahnergesangverein (EGV 1906/50 Oberlahnstein) gemeinsam zu proben. 1998 wurde schließlich auch der MGV 1863 Oberlahnstein in ein Dreierbündnis integriert. Als „Chorgemeinschaft Lahnstein“ trat man gemeinsam auf. Besonders beliebt waren die alljährlich durchgeführten Serenaden am Johanniskloster, zuletzt im Pfarrsaal St. Barbara.
Im Jahr 2018, der EGV hatte sich inzwischen aufgelöst, wurde der Männerchor Frohsinn in das Bündnis mitaufgenommen und der „Männerchor Lahnstein“ aus drei weiterhin selbstständigen Vereinen gebildet. Seither dirigiert Franz Rudolf Stein den Männerchor Lahnstein.
Berühmte Vorgänger als Dirigenten waren Musikdirektor Josef Schell aus Köln (1935 - 1949), Chordirektor Peter Klein (1949 - 1982) und Jürgen Salzig (1983 - 2018).
Von den langjährigen Vorsitzenden seien Johann Zell (Eintracht, 1906 - 1932), Johann Zengler (Sängerlust, 1905 - 1914 und 1928 - 1938), Georg Staudt (1939 - 1945 und 1949 - 1970), Friedrich Grämer (1992 - 2000), Matthias Nuss (2000 - 2012) und Otto Kachel (2012 - 2024) genannt.
Seit sechs Jahren ein Teil des Männerchor Lahnstein, aber als Verein bisher noch selbstständig, werden sich die verbliebenen aktiven Sänger – darunter auch der langjährige Vorsitzende Otto Kachel – dem Männerchor Frohsinn anschließen und 2025 dessen 150-jähriges Bestehen mitgestalten. Die Vereinsakten des MGV Niederlahnstein wurden bereits dem Stadtarchiv Lahnstein übergeben, wo sie verzeichnet und für die Nachwelt überliefert bleiben.
Das letzte große Konzert wird ein Benefizkonzert des Männerchor Lahnstein am Sonntag, 8. Dezember 2024 in der Kirche St. Martin sein.