Einem ehemaligen Bürgermeister von Oberlahnstein verdankt Niederlahnstein seinen „Baareschesser“. Eingeweiht wurde das Stadtoriginal in Bronze 1992 am Niederlahnsteiner Ufer.
Sein Schöpfer Fritz Berlin wurde am 21. September 1924 in Koblenz geboren. Als parteiloser Bewerber wurde der Zolloberinspektor am 25. Juli 1963 vom Oberlahnsteiner Stadtrat durch die Stimmen der CDU und einer Wählergemeinschaft mit knapper Mehrheit gewählt. Die 12-jährige Amtszeit endete vorzeitig durch den Zusammenschluss der beiden bis dahin selbstständigen Städte Niederlahnstein und Oberlahnstein am 07. Juni 1969, als der Jurist Rolf Weiler zum Beauftragten für Lahnstein für die Verwaltungsreform eingesetzt wurde.
Bei der Wahl zum Oberbürgermeister am 08. Oktober 1969, die durch die Stadtratsmitglieder entschieden wurde, unterlag Berlin. Vorausgegangen waren Differenzen zwischen ihm und der CDU über die Vorstellungen der Zusammenführung der beiden Städte und die Modalitäten des Aufbaus der Verwaltung. Daher stellte die SPD Fritz Berlin auf – er unterlag bei der Abstimmung im Stadtrat knapp dem CDU-Kandidaten Weiler.
Einen der Schwerpunkte seiner Amtszeit als Bürgermeister von Oktober 1963 bis Juni 1969 legte Fritz Berlin auf die Stadtsanierung. Damals wurde der Hexenturm saniert und als Heimatmuseum hergerichtet und die mittelalterliche Stadtmauer sowie der Salhof so umgestaltet, wie man sie heute kennt. In seine Amtszeit fallen neben der Verwaltungsreform auch die Aufnahme der partnerschaftlichen Beziehungen mit Vence in Frankreich und die Einweihung des Sportplatzes in Friedrichssegen 1964. Vor allem die 1973 eröffneten Kurthermen Rhein-Lahn sind ganz entscheidend auf Berlins Initiative zurückzuführen. Nach seinem Eintritt in den einstweiligen Ruhestand wurde er dort Direktor.
Im Ruhestand widmete sich der Altbürgermeister verstärkt seinen Hobbys, der Segel- und Motorfliegerei sowie den schönen Künsten. Den alten Stadtoriginalen hatte sich Fritz Berlin besonders verschrieben. So schuf er neben dem „Baareschesser“ auch viele Figuren in Koblenz: Der „Spitals Andun“, das „Pfefferminzje“, die „Donner-Wetter-Mina“, der „Resche Hennerich“, der „Schutzmann“, die „Maatfrau“ und das „Blömersch Klär“ haben Fritz Berlin unsterblich gemacht. Diese Koblenzer Originale in Stein und Bronze verschönern seit den 1980er Jahren die Gassen und Plätze in der Koblenzer Altstadt. Er modellierte alle diese „armen Schlucker“ mit viel Einfühlungsvermögen, ohne sich über sie lächerlich zu machen. Sein letztes Werk war der „Layer Kouleroffer“ in Koblenz-Lay. Ferner war er Mitinitiator des begehrten „Moddersprochpreises“, der alljährlich in Koblenz verliehen wird. Geplant war auch den Oberlahnsteiner Gemeindebullen „Heinz“ auf dem Salhofplatz zu verewigen. Dazu ist es durch den frühen Tod des Künstlers nicht mehr gekommen. Er starb am 14. April 1997 im Alter von 72 Jahren.