Vor 100 Jahren wurde Willi Ströhm geboren

Willi Ströhm dürfte allen Lahnsteinern, die das 20. Jahrhundert bewusst in Lahnstein miterlebt haben, noch in guter Erinnerung sein. Er war in Dutzenden von Vereinen, im Fußball und Karneval aktiv und setzte 50 Jahre lang bei der Stadtverwaltung Akzente.

Geboren am 13. Februar 1925 in Oberlahnstein, begann Willi Ströhm gleich nach der achtjährigen Volksschule im Jahr 1939 seine Ausbildung als Verwaltungslehrling bei der Stadtverwaltung Oberlahnstein. Zum Abschluss der dreijährigen Ausbildung besuchte er die Gemeindeverwaltungsschule Hessen-Nassau in Frankfurt und bestand die Lehrabschlussprüfung am 24. März 1942. Sechs Monate nachdem er am 1. April 1942 als Angestellter übernommen wurde, musste er zum Reichsarbeitsdienst. Am 14. Januar 1943 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Eingesetzt an der Ostfront, wurde er am 1. September 1943 in Russland verwundet. Es folgten längerer Aufenthalt in verschieden Kriegslazaretten, ab Anfang Januar 1944 im Kurhaus Nassau, das zu einem Lazarett umfunktioniert worden war. Im Januar 1945 wurde er zum Ersatz-Truppenteil, das in Konstanz lag, entlassen – sein großes Glück, denn nur wenige Tage danach wurde das Lazarett Nassau bei dem schweren Bombenangriff mit unzähligen Toten in Schutt und Asche gelegt.

Am 19. Februar 1945 erfolgte seine Entlassung aus dem Wehrdienst als „nicht mehr kriegsverwendungsfähig“. So durfte er bereits Ende Februar seine Tätigkeit bei der Stadtverwaltung wiederaufnehmen. Ihm wurde die Leitung des Ernährungsamtes übertragen. Wegen der ständigen Beschießung der Stadt durch Artilleriefeuer, arbeiteten er und die restlichen im Rathaus verbliebene Bediensteten im Rathauskeller. Hier erlebten sie das Kriegsende und den Einmarsch der Amerikaner. Ströhm durfte seine Position als Leiter des Ernährungsamtes im Auftrag der amerikanischen Besatzer weiter ausüben. So konnte er gleich mit Hand anlegen am Wiederaufbau seiner zerstörten Heimat.

Von 1950 bis 1954 besuchte er die Gemeindeverwaltungsschule in Koblenz, wobei er erfolgreich weitere Verwaltungsprüfungen ablegen konnte. Bei der Stadt Lahnstein blieb er sein ganzes Leben und erreichte durch Fleiß und Können alle Stufen bis zum Oberamtsrat und wurde schließlich 1958 büroleitender Beamter. Ende 1989 wurde er nach 50 Jahren im öffentlichen Dienst in den Ruhestand verabschiedet.

Der damalige Oberbürgermeister Groß schätzte Ströhms Sach- und Fachkenntnis, Loyalität, Arbeitseifer, Aufgeschlossenheit und stets Hilfsbereitschaft, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch zu den Bürgern. Sein stetes Pflichtbewusstsein kannte keinen Achtstundentag. In der Betriebssportgemeinschaft spielte er leidenschaftlich gerne Fußball. Bei Betriebsfesten, Ausflügen und betrieblichen Anlässen hielt er witzige und immer aktuelle Reden.

Außerhalb des Dienstes engagierte sich Willi Ströhm vorbildlich im sportlichen und kulturellen Bereich. Von 1940 bis 1985 war er aktiver Fußballer, davon zwölf Jahre in der Ersten Mannschaft des SC 09 Oberlahnstein, später in der Alte-Herren-Mannschaft, jahrzehntelang Vorstandsmitglied im SC 09 bzw. in der 1973 gegründeten SG Eintracht Lahnstein. Auch im Schwimmen und in der Leichtathletik war er erfolgreich. Ströhm wurde Gaumeister im Kunstspringen, 3. Rheinlandmeister im 100 m Brustschwimmen, Kreismeister im Hochsprung und erreichte gute Platzierungen im 100-Meter-Lauf.

Neben der TGO konnten auch der VDK, die beiden Partnerschaftskreise Kettering und Vence sowie der Tanz-Club Royal auf ihn zählen. Für die KOMBA, in der er seit Gründung des Ortsverbands 1951 Mitglied war, saß er 28 Jahre im Vorstand. Vorstandsvorsitzender war er in den 1980er Jahren bei der AOK Rhein-Lahn, ebenso bei der Volkshochschule und Ende der 1990er Jahre noch im Förderverein Freibad.

Seine Tätigkeit bei der Stadtverwaltung und die Mitgliedschaft in über 20 Vereinen machten ihn zu einem wichtigen Bindeglied zur Verwaltung. In der Fastnacht genoss er hervorragendes Ansehen als Büttenredner, ob beim CCO, beim Freundeskreis der Bundeswehr, bei der städtischen Karnevalsveranstaltung, beim SC 09 Oberlahnstein, beim TSC Royal, beim 1. FCL, bei Rappmanns Bunter Bühne und beim NCV.

Wortgewand und humorvoll nahm er als Protokoller das Stadtgeschehen „hüben wie drüben“ humorvoll auf die Schippe. Manfred Radermacher schrieb einmal in der CCO-Vereinszeitung Narrenkappe über ihn: „Diese ihm eigene Art und die damit ausgedrückte Verbundenheit zum Lahnsteiner Vereinsleben steigerte seinen Beliebtheitswert immer mehr. Willi Ströhm wurde zum Aushängeschild der Stadtverwaltung und zu einer Symbolfigur für Bürgernähe.“

Viele Vereine dankten es ihm mit Ehrungen und Auszeichnungen. So wurde er vom NCV zum „Ehrenelferrat humoris causa“ ernannt. Die Bundeswehr machte ihn zu ihrem „Ehrenkanonier“ und „Ehrenpionier“ sowie zum „Träger des Ordens „Wider den militärischen Ernst“. Von der Stadt wurde er 1994 mit der Verdienstplakette der Stadt Lahnstein ausgezeichnet.

Der mehrfache Familienvater verstarb am 8. März 2001 im Alter von 76 Jahren. Die Stadt Lahnstein behält Willi Ströhm in guter Erinnerung.