Vor 125 Jahren wurde Amtsgerichtsrat Philipp D‘Avis (Nieder-)Lahnsteins erster Ehrenbürger

In Würdigung besonderer Verdienste um die Allgemeinheit kann der Stadtrat als gewähltes städtisches Gremium das Ehrenbürgerrecht verleihen.

Erstmals geschah dies in Stadt Niederlahnstein am 19. Dezember 1899. Geehrt wurde Amtsgerichtsrat Philipp D‘Avis, der kurz zuvor mit 72 Jahren in den Ruhestand versetzt wurde.

In seiner Amtszeit wurde das seit 1867 in Oberlahnstein befindliche Amtsgericht 1876 nach Niederlahnstein verlegt, ein großer Prestigegewinn für Niederlahnstein. Einstimmig beschlossen damals Bürgermeister Christoph Strobel, der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Niederlahnstein, ihm das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. In der Urkunde wurde D‘Avis als dem Amtsgericht vorstehendem Richter, „der stets strenge Gerechtigkeit mit schonender Milde zu vereinen wusste, aber auch überall, wo er nur konnte, die Interessen unseres Gemeinwesens auf beste vertrat“, gedankt. Mit diesen Worten spielte Strobel auf das 1876 vorausgegangene Zerwürfnis zwischen D‘Avis und dem Oberlahnsteiner Bürgermeister Karl Eduard Reusch an. Dieser hatte dem Amtsgericht, das sich damals in der Salkellerei, Hochstraße, befand, keine besseren Wohnverhältnisse zugestanden. Strobel hingegen ließ ein dreigeschossiges Wohnhaus in der Johannesstraße entsprechend umbauen, wo das Amtsgericht dann bis zum Neubau 1912 einzog.

Ehrenbürger Philipp D’Avis (Foto: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Philipp D‘Avis, der am 1. Mai 1827 in Montabaur geboren war, verstarb am 20. April 1902 in Oberwesel. Er hinterließ seine Frau Betty und seinen Sohn Heinrich, der Apotheker in Monschau war. An der Beisetzung in Oberwesel nahmen Bürgermeister Strobel und weitere Vertreter der Stadt Niederlahnstein teil.

Strobel selbst wurde nach seiner Pensionierung ebenfalls Ehrenbürger der Stadt Niederlahnstein, ebenso wie im Jahr 1924 Pfarrer Geistlicher Rat Johann Baptist Ludwig und im Jahr 1932 Sanitätsrat Dr. Theodor Michel sowie 1956 Pfarrer i. R. Jakob Menges.

Die Stadt Oberlahnstein ehrte 1924 ihren langjährigen Pfarrer Dekan Michael Müller, 1957 Justizrat Carl Sturm und den Industriellen Max Schwarz, 1961 den Politiker Dr. Walter Lessing und den Geistlichen Rat Josef Jung sowie 1962 den ehemaligen Bürgermeister Dr. Walter Weber.

Reichspräsident Paul von Hindenburg ist seit 1933 sogar Ehrenbürger beider Städte.

Der Rat der 1969 gegründeten Stadt Lahnstein ehrte bisher sechs Männer, nämlich 1980 Kaufmann Ernst Wagner, 1989 Kaufmann Johannes Knauf und Kinderarzt Dr. Hans Nohr, 2005 Politiker Rudi Geil, 2015 den Vorsitzenden der Kolping-Solidargemeinschaft Karl-Heinz Otto und 2016 den langjährigen ehrenamtlichen Bürgermeister Willi Klein.

Das Ehrenbürgerrecht erlischt stets mit dem Tod. Der Stadtrat kann danach die Ehrenbürgerschaft nur noch symbolisch aberkennen. Dies erfolgte bislang fünfmal, nämlich bei Adolf Hitler, Hermann Göring, Jakob Sprenger und Georg Bruchmüller sowie in jüngster Vergangenheit bei Heimatforscher Dr. Fritz Michel, dem als Chefarzt des Ev. Stifts in Koblenz NS-Euthanasie nachgewiesen wurde.