Vor 175 Jahren wurde Michael Müller geboren

Über 30 Jahre war Dekan Michael Müller Pfarrer der Pfarrei St. Martin in Oberlahnstein. Die Lahnsteiner dankten ihm für sein umfangreiches Wirken am 16. März 1924 mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Als er schließlich 1932 in den Ruhestand trat, war er mit 57 Dienstjahren der zweitdienstälteste Geistliche des Bistums Limburg.

Geboren wurde Michael Joseph Müller am 21. Oktober 1849 in Rüdesheim. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Hadamar studierte er in Mainz Philosophie und Theologie. 1874 wurde er in Limburg zum Priester geweiht. Inzwischen war in Preußen der Kulturkampf ausgebrochen. Der Neupriester fand keine Anstellung in der Seelsorge und trat als Lehrer an der Choralschule und als Chorstiftsorganist in Kiedrich an. Dort widmete er sich dem Studium und der Ausübung kirchlicher Musik.

Nach zehnjährigem Wirken wurde er am 1. Mai 1884 zum Kaplan an der Liebfrauenkirche Frankfurt a.M. ernannt. Es folgten Stationen in Montabaur, Oberursel, Bommersheim und Seck. Am 16. Juli 1901 trat er in den Dienst der Pfarrei St. Martin in Oberlahnstein.

In den 31 Jahren seines Wirkens erteilte er auch den Religionsunterricht in der Schule. Zweimal führte er eine Volksmission durch. Neben seiner Tätigkeit in Kirche und Schule oblag ihm die Pflicht, als Mitglied städtischer Ausschüsse bei der Gestaltung wichtiger Beschlüsse in Fragen der Volksschule und der höheren Schule, der Kranken- und Armenpflege mitzuwirken. Pfarrer Müller legte auf den Ausbau und die Pflege des katholischen Vereinswesens großen Wert. Er selbst war der geistliche Beirat mehrerer Vereine und wohnte zahllosen Vorstandssitzungen bei, deren Beratung er durch seine reiche Erfahrung förderte. Die staatliche Behörde übertrug ihm das Amt eines Kreisschulinspektors und seine geistlichen Mitbrüder wählten ihn 1915 zum Dekan des Landkapitels Oberlahnstein.

Portrait von Pfarrer Michael Müller, Päpstlicher Ehrenkammerherr und Dekan (Foto: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

„Trotz der Arbeitslast, welche die Verwaltung einer der größten Pfarreien des Bistums und die Pflichten des Kreisschulinspektors und Dekans ihm auferlegten“, heißt es in der Gedenkrede von Studienrat Josef Jung zu Müllers Verabschiedung in den Ruhestand 1932, „fand der vielseitig gebildete, geistig regsame Mann noch Zeit, wissenschaftlichen und künstlerischen Neigungen zu folgen.“ So besaß er eine umfangreiche Bibliothek und verfasste 1907 ein Buch über „Die Pfarrkirche von Oberlahnstein“. In dem Buch, dessen Erlös für die weitere Ausschmückung der Kirche verwendet werden sollte, beschrieb er nicht nur die Geschichte, Einrichtung und Ausstattung des Kirchengebäudes, sondern erläuterte auch die Bedeutung und Symbolik, die hinter den Altären, Heiligenfiguren und Bildern steckt. Von seinem Kunstverständnis zeugten die Skulpturen und Bildwerke, die er gesammelt, und die Musikinstrumente, die er erworben und gespielt hat.

Als Pfarrer Müller 1901 die Pfarrstelle in Oberlahnstein übernahm, waren die beiden Seitenschiffe eben vollendet worden. Zunächst widmete er sich der Ausmalung der Kirche, dann folgten die Erneuerung der Altäre und die weitere Ausschmückung der Kirche im neugotischen Stil. Hier sind Martinus-Hochaltar, Sakramentsaltar, Josefaltar, Rosenkranzaltar, Herz-Jesu-Altar und Mutter-Anna-Altar zu nennen.

Außerdem erwarb er viele Heiligenfiguren, die Kanzel und die Chorfenster mit den Patronen der Kirche, dem hl. Martinus und dem hl. Dionysius. Während das Fensterglas im Zweiten Weltkrieg durch den Luftdruck der Bomben zerstört wurde, wurden die meisten Altäre wegen des inzwischen geänderten Zeitgeschmacks beim Kirchenumbau im Jahr 1954 beseitigt. Dabei wurde auch der Mutter-Anna-Altar bis auf das Mittelstück zerstört. Letzteres war ein Abschiedsgeschenk von Pfarrer Müller.

Pfarrer Müller im Mittelteil des Josefaltars verewigt, wie er seine Kirche auf Händen trägt. (Foto: Karl Pott)

Im Mittelteil des Josefaltars ließ er sich als Pfarrer selbst abbilden, wie er die Pfarrkirche in Händen hält. Auch am heute nicht mehr vorhandenen Herz-Jesu-Altar trug eine Figur seine Züge, wie er das Orchester der Engel dirigiert. Dies ist eine Andeutung auf die Leitung des gemischten Kirchenchores, des Cäcilienvereins, den Pfarrer Müller 1907 ins Leben rief und 25 Jahre persönlich leitete.

Wegen seiner hervorragenden Tätigkeit im Dienste der Kirchenmusik wählten ihn die Cäcilienvereine des Bistums Limburg zu ihrem Diözesanpräses. Papst Benedikt XV. ernannte ihn 1917 zum Ehrenkammerherr („Monsignore“) Seiner Heiligkeit. Als er 1924 das Goldene Priesterjubiläum feiern durfte, ernannten ihn die städtischen Körperschaften ohne Unterschied der Partei und des Bekenntnisses zum Ehrenbürger der Stadt Oberlahnstein.

Am 1. Mai 1932 trat er im Alter von 82 Jahren in den Ruhestand und verlebte diesen in Rüdesheim und Neuss am Rhein. Hier starb er am 11. Januar 1944 und wurde in Oberlahnstein beigesetzt.