Die Hospitalkapelle St. Jakobus in Lahnstein steht heute etwas versteckt zwischen Hotel Rheinischer Hof (Dalmatiner Stuben) und Altstadtcafé am Alten Marktplatz in Oberlahnstein. Sie diente im Mittelalter mit dem benachbarten Hospital den durchreisenden Pilgern als Unterkunft auf ihrer Wallfahrt nach Santiago de Compostela in Spanien. Einer der Pilgerwege mit seinen Jakobuskapellen und -kirchen in der Entfernung einer Tagesreise begann in Danzig, führte über Magdeburg, Marburg, Limburg nach Lahnstein, dann moselaufwärts über Karden, Trier, Metz, Vezelay über den Pass von Roncesvalles bis nach Santiago. Von Lahnstein aus sind je nach Wegstrecke noch über 2.200 Kilometer zu bewältigen.
Die erste Erwähnung einer Kapelle stammt aus dem Jahre 1330 im Zusammenhang mit der Nennung eines Priesters Nikolaus „provisor hospitalis pauperum in Laynstein“. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verlor die Kapelle den Charakter ihrer religiösen Bestimmung. 1790 wurde sie von Mainzer Husaren als Pferdestall benutzt. 1802 erteilte die Regierung die ersuchte Erlaubnis zum Verkauf. Die Kapelle wechselte mehrmals ihre Besitzer und diente als Garage, Scheune oder Lager.
Auf Initiative des Ehrenbürgers Johannes Knauf gelang es der Stadt Lahnstein nach mehrjährigen Verhandlungen die Hospitalkapelle von einem Privatmann zu erwerben. Bereits zwei Monate zuvor, am 17. August 1981, wurde die Kapelle als Kulturdenkmal förmlich unter Denkmalschutz gestellt. Es folgte eine mehrjährige Restaurierung unter Mithilfe des Landesamtes für Denkmalpflege. Da die Kapelle im Sanierungsgebiet lag, konnten Städtebaufördermittel in Anspruch genommen werden. Das Gebäude wurde zunächst geräumt, nachträglich eingebaute Trennwände beseitigt, um den Innenraum wieder in seiner ganzen Würde erlebbar zu machen. Es folgten Farbuntersuchungen sowie umfangreiche Grabungen und Freilegungen. Dabei wurden unter dem Kirchenschiff die Reste einer früheren, kleineren Kapelle entdeckt. Der bedeutendste Fund war jedoch ein mittelalterliches Pilgergrab, in dem sich auch zwei Jakobsmuscheln befanden. Damals war dies erst das vierte Pilgergrab dieser Art in Deutschland. Jakobsmuscheln – an Hut und Mantel getragen – waren das Erkennungszeichen der Pilger auf ihrem Wanderweg zum Grab des Apostels Jakobus. Der Tote hatte eine Körpergröße von etwa 1,80 m und war 50 bis 60 Jahre alt.
Im Rahmen der Außenrenovierung wurde der Dachstuhl imprägniert, die Dacheindeckung instandgesetzt und der gotische Chor mit neuen, bleiverglasten Fenstern versehen. Von den Konsolsteinen des Chores stammen zwei aus dessen Erbauungszeit, zwei weitere wurden im Zuge der Restaurierung von dem Lahnsteiner Bildhauer Johannes Meuser geschaffen. Im Chor konnten erhaltene Originalreste der ersten Farbfassung, nämlich des relativ dunklen Graus mit weißen Fugen, sowie wertvolle Fresken freigelegt werden. Sie zeigen unter anderem Christus am Kreuz mit Maria, die Hl. Katharina und den Kirchenpatron St. Jakobus der Ältere.
Im Schiff der Kapelle wurde der Fußboden mit handgeschlagenen, ornamental gestalteten Keramikfliesen, analog der bei den Ausgrabungsarbeiten vorgefundenen Originalplatten, diagonal belegt. Diese Fliesen wurden von der Firma Ebinger in Bad Ems angefertigt. Im hinteren Teil der Kapelle wurden zwei Emporen unter Verwendung von alten vorgefundenen Balken errichtet. Schließlich konnte die Kapelle am 8. Dezember 1984 feierlich übergeben werden.
Viel zur Verschönerung und Ausschmückung der Kapelle hat der im November 1981 gegründete „Förderkreis Hospitalkapelle St. Jakob Lahnstein e. V.“ beigetragen. So wurde das Eingangsportal dank der Spenden mit den Insignien der Jakobuspilger, Muschel, Hut und Kalebasse (Pilgerflasche) ausgestattet. Es wurde in den Kunstwerkstätten Maria Laach in gotischem Stil neu geschaffen. Das darüber befindliche Tympanon aus Ettringer Tuff ziert Jakobus und das Ziel der Pilger, die Wallfahrtskirche in Santiago de Compostela. Für den Chorraum wurde von Bildhauer Johannes Hillebrand aus Köln eine Jakobusstatue aus Marmor geschaffen. Auch die beiden Reliefs aus dem ehemaligen Sakramentsaltar der Martinuskirche, 100 Jahre alte Originale des Bildhauers Caspar Weis, wurden mit Mitteln des Förderkreises aufwendig restauriert und bilden heute eine Zierde des Chorraumes.
Seit der Fertigstellung findet alljährlich am Jakobustag, dem 25. Juli, ein Gottesdienst in der Kapelle statt, zu dem auch zahlreiche Jakobspilger aus der ganzen Region zusammenkommen. Im Lauf der Jahre wurde die altehrwürdige Kapelle zu einer gern und oft als Räumlichkeit für Trauungen, Konzerte, Vorträge und Ausstellungen, wie unlängst zum Zweiten Weltkrieg und zur Krippenausstellung, genutzt und gehört heute zum Standardprogramm aller Stadtführungen in Lahnstein.