Im Jahr 1974 feierte die junge Stadt Lahnstein – fünf Jahre nach der Zusammenlegung von Ober- und Niederlahnstein – 650 Jahre Stadtrechte. Es war das erste gemeinsame Fest der beiden ehemals selbstständigen Städte. Die Hochbrücke gab es noch nicht – auch damals rollte der Verkehr quer durch die Innenstadt. Gefeiert wurde dennoch zehn Tage lang in beiden Stadtteilen: vom 13. bis 22. Juli 1974.
Viele Vereine und Gruppen hatten sich unter Leitung der beiden damals noch eigenständigen Verkehrsvereine von Ober- und Niederlahnstein bereitgefunden, diese Jubiläumtage vorzubereiten und durchzuführen. Auch die Soldaten der Garnisonsstadt Lahnstein waren eingebunden und die Freunde aus den Partnerstädten Kettering und Vence zum Mitfeiern angereist.
Das Festprogramm benennt fast alle damals in Lahnstein aktiven Vereine und Gruppierungen. Es begann am Samstagvormittag mit dem Festakt in der Stadthalle unter Mitwirkung des Kurpfälzischen Kammerorchesters. Staatssekretär Willibald Hilf, ein gebürtiger Niederlahnsteiner, hielt die Festansprache.
Am Nachmittag spielte die SG Eintracht Lahnstein gegen die TuS Koblenz-Neuendorf.
Auf dem Salhofplatz fanden im Wechsel Platzkonzert und Volkstanz der Tanzgruppen aus Vence, Kettering und Lahnstein statt. Ebenso wurde das Festspiel „Verleihung der Stadtrechte“ aufgeführt. In der Rolle des Erzbischofs von Mainz wirkte Axel Happe, als sein Kanzler Günter Krämer, als Herold Eberhard Schreiner und als Schultheiß Jupp Bodenstein. Karl Friesing spielte König Ludwig der Bayer, Heribert Kalter den Erzbischof von Trier und Jürgen Engel den Erzbischof von Köln. Die Pferde stellte der Emser Reitverein, die Kostüme wurden ausgeliehen.
Der Sonntag begann bereits um 6.00 Uhr früh mit dem Weckruf des TGO-Fanfarenzugs. Um 9.00 Uhr folgte ein ökumenischer Gottesdienst unter Mitwirkung der Kirchenchöre. Dem folgte ein Frühschoppenkonzert mit MGV 1863 Oberlahnstein, Akkordeonorchester Lahnstein und der Kapelle „Rhein-Echo“.
Nachmittags startete der große Festumzug durch Lahnstein unter Beteiligung des Fanfarenzugs der TGO, der Funken-Blau-Weiß, des MGV 1863, der Tanzgruppe Gräf, des Tanzkreises Rhein-Lahn sowie weiterer, auch auswärtiger Vereine. Unterhaltung für Kinder boten der VfL Lahnstein und der Kinderchor des MGV Eintracht Friedrichssegen.
Fanfaren, Jagdhörner, Fackelträger und die Lahnsteiner Männerchöre eröffneten den Abschluss am Montag. Die Tanzkapelle „Rein-Echo“ spielte zum Ausklang an allen drei Tagen.
Am Dienstagabend waren eine Tonbildschau über die Nassauische Kleinbahn sowie der Stummfilm zur 600-Jahrfeier 1925 zu sehen. Sicherlich konnten sich damals noch viele Zuschauer an das Ereignis erinnern, das zeitlich soweit zurücklag, wie die 650-Jahrfeier heute.
Am Mittwochabend startete ein großer Partnerschaftsball in der Stadthalle. In der Volksbank wartete eine Ausstellung zum Münzwesen im Mittelalter – gezeigt wurden unter anderem die Münzen, die heute auf dem Münzbrunnen abgebildet sind. An allen Festtagen hatte der Vergnügungspark in den Rheinanlagen geöffnet.
Nach dem Kräftesammeln am Donnerstag startete am Freitag, 19. Juli 1974 das viertägige Programm des Verkehrsvereins Niederlahnstein. An allen Tagen gab es Unterhaltungsmusik auf dem Marktpatz, sonntags und montags auch einen Flohmarkt in allen Gassen. Highlights in Niederlahnstein waren das Lahnsteiner Reiterfest auf dem Sportplatz Kränchen, der „Brückenschlag“ der Pioniere über die Lahn, ein Tanzturnier des TSC Rhein-Lahn-Royal in der Rhein-Lahn-Halle, eine Gemäldeausstellung Lahnsteiner Künstler in der Pausenhalle der Schillerschule, ein Sonderpostamt beim Rathaus Johannesstraße, wo man den Sonderstempel mit Nieder-, Ober- und Lahnsteiner Wappen erhielt, ein viertägiges Preiskegeln sowie an allen Tagen Tanz und Vergnügen im Lehner Weindorf. In den Wintergarten-Lichtspielen (Kino Bahnhofsstraße) bot die Gruppe Staffelbruch eine Jugendveranstaltung. Am Lahnufer gab es ein Kinderfest und im „Nassauer Hof“ ein Seniorenfest. Den Abschluss bot am Montagabend ein Riesenfeuerwerk.
Der damalige Oberbürgermeister Rolf Weiler lobte den Idealismus, mit denen sich die Verkehrsvereine und alle Mitwirkenden engagierten, und dankte allen.
Die Organisatoren des Stadtjubiläums erhielten zum Dank eine Replik des Stadtsiegels von 1324. Außerdem gab die Stadt Lahnstein zur 650-Jahrfeier eine offizielle Gedenkmedaille in Feinsilber heraus. Sie zeigt auf der Vorderseite den Hexenturm mit Wehrgang, auf der Rückseite das Lahnsteiner Stadtwappen. Die Lahnsteiner St.-Martin-Brauerei ergänzte den Jubiläumsreigen mit passenden Bierdeckeln und der Phila-Club Rhein-Lahn sorgte für Schmuckumschläge mit dem oben genannten Sonderstempel.
Im nächsten Jahr feiert die Stadt Lahnstein aufgrund der derzeitigen Sanierung der Hochbrücke mit einem Jahr Verspätung die 700-Jahrfeier ebenfalls mit einem Stadtfest.