Vor 75 Jahren wurde der NCV gegründet

Vor 75 Jahren wurde der Niederlahnsteiner Carneval Verein (NCV) gegründet. Seine Geschichte umfasst 75 Sessionen, dieser Artikel widmet sich den Anfängen des Vereins.

Zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg prägten in Niederlahnstein fünf Karnevalsvereine, daneben Gesangs-, Gesellen-, Krieger- und Turnvereine, mit ihren Veranstaltungen das gesellschaftliche Leben. Mit der Gründung der Großen Karnevalsgesellschaft 1911 (Große KG 1911) wurden diese Aktivitäten erstmals gebündelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt es erneut, die Kräfte zu bündeln: Der NCV formierte sich aus drei Säulen – den karnevalistischen Aktivitäten des Bundes der katholischen Jugend, des MGV Eintracht Niederlahnstein und der auf Initiative von Willi Hewel von der Militärregierung wieder genehmigten Karnevalsgesellschaft.

Auf Initiative von Karl Strobel, Hotelier und Stimmungskanone der Lehner Fastnacht, trafen sich am 7. Mai 1950 im damaligen Café Preußiger in der Bergstraße neben ihm die Mitglieder der Großen KG 1911 Karl Nitzling, Peter Schönberger und Rudi Laux sowie Johannes Kalkofen, Lorenz Specht, Heinrich Bernd, Georg Wirges und Johann Sturmes des MGV Niederlahnstein und Willibald Hilf, Franz Merfeld und Theo Hewel der Katholischen Jugend, um einen gemeinsamen Karnevalsverein aus der Taufe zu heben. Die 39 Erschienenen wählten einen provisorischen Vorstand mit Johannes Kalkofen als 1. Vorsitzenden. Eine Satzung wurde vorbereitet und Mitgliedsbeiträge festgesetzt. Eine durchgeführte Sammlung erbrachte 20 DM, das Grundkapital des neuen Vereins. Mehrere Vorstandssitzungen wurden abgehalten und schließlich für den 21. Oktober 1950 „alle Mitglieder, Interessenten und Förderer des vaterstädtischen Humors“ zur Gründungsversammlung eingeladen.

Karl Strobel, genannt Karla, als Milchfrau 

Der erste öffentliche Akt war ein Bunter Abend am 12. November 1950 im brechend vollen Strobel-Saal. Unter seinem ersten Präsidenten Johannes Kalkofen, Organisationsleiter Heinrich Fischer und Bühnenbildner Toni Weinbach, der auch das NCV-Wappen schuf, wurde der Abend zu einem großen Erfolg. Georg Wirges war der Bajazz. Heinrich Dehe begeisterte als Conferencier, bevor um 23:11 Uhr mit elf Glockenschlägen nacheinander die Elferratsmitglieder aus einer in das Bühnenbild integrierten großen Glocke traten und von Karl Strobel, genannt Karla, vorgestellt wurden. Deren Namen sowie die der Vortragenden sollten teils über viele Jahrzehnte im Niederlahnsteiner Karneval nicht mehr wegzudenken sein.

In der Session 1951 wurden vier Sitzungen im Hotel Strobel und im Gesellenhaus abgehalten, stets unter Kontrolle der französischen Besatzungsmacht. Beim Auftritt der „3 Baare“ mit Georg Niederberger, Willi Schwank und Willibald Hilf, die auch regionale und politische Begebenheiten besangen und kommentierten, war es Strobel zu verdanken, dass zwei erschienene französische Militärpolizisten vom Inhalt wenig mitbekamen: Strobel führte sie gleich an die Theke und trank schunkelnd mit ihnen einen Cognac nach dem anderen. Damals feierte das NCV-Ballett Premiere. Ebenso brillierten Theo Offheim, Theo Hewel und Josef Herrchen mit einer „Gemüseballade“, Jakob Kautz, Gretel und Knieles Schlösser mit Vorträgen auf der Bühne. Karla Strobel glänzte als Protokollarius und sang die neuesten Karnevalsschlager, begleitet von der Kapelle Vita Nova.

Der NCV war es auch, der 1951 die Tradition der Kappenfahrten wieder aufnahm, die vor dem Krieg in den Jahren 1936 bis 1939 von der Großen KG 1911 durchgeführt wurden. Dank der Organisation und Finanzierung durch den NCV kann diese bis heute jeden Veilchendienstag stattfinden.

Seit nun 75 Jahren ist der NCV eine feste Größe, ein Freudenspender, der aus Lahnstein nicht mehr wegzudenken ist – getreu dem von Karla Strobel getexteten NCV-Büttenmarsch „Hurra, mir sein noch do, hurra mir lewe noch.“

NCV Bühne 1950er Jahre